Das biologische Profil des Huaier-Pilzes
Zusammenfassung: Huaier ist ein Baumpilz mit typischer Porlingsstruktur. In der Natur wächst er selten auf bestimmten Laubbäumen in feucht-warmen Regionen Asiens und Nordamerikas. Heute wird Huaier in China und Japan in größerem Umfang kultiviert, entweder als Fruchtkörper oder fermentiertes Myzel. Beide Formen dienen als Grundlage für medizinisch verwendete Präparate.
Systematik und Erscheinungsbild
Taxonomisch wird Huaier als Vanderbylia robiniophila Murr. klassifiziert (früher als Trametes robiniophila bezeichnet). Der Pilz gehört zur Familie der Polyporaceae innerhalb der Ordnung Polyporales und ist ein holzzersetzender Weißfäule-Pilz mit typischer Porlingsstruktur.
Wie viele Porlinge bildet Huaier keinen Stiel, sondern wächst direkt auf dem Holz als flacher, halbkreisförmiger Fruchtkörper mit einer porigen Unterseite anstelle von Lamellen. Meist in Bodennähe. Er bevorzugt geschwächtes oder abgestorbenes Laubholz, insbesondere Robinien. Weitere Wirtspflanzen sind der Japanische Schnurbaum (Styphnolobium japonicum, früher: Sophora japonica) und Amerikanische Zürgelbaum (Celtis occidentalis). Huaier ist in subtropischen Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit heimisch. In freier Natur bekommt man den Baumpilz nur sehr selten zu Gesicht.
Typische Kennzeichen des Fruchtkörpers:
- Form: Flach, halbkreisförmig, dachziegelartig überlappend.
- Größe: Bis 30 cm breit, 20 cm tief und an der Basis 0,5–4 cm dick.
- Farbe: Zunächst weiß bis ockerfarben, später grau bis braun.

Weißfäule-Pilze zersetzen sowohl Lignin als auch Cellulose im Holz, wodurch es aufhellt, weich wird und seine Struktur verliert. Im Gegensatz dazu bauen Braunfäulepilze vor allem das Lignin ab – das Holz wird dabei dunkel, trocken, würfelig und spröde. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in den enzymatischen Fähigkeiten und potenziellen medizinischen Eigenschaften der Pilze wider.
Zucht und medizinische Nutzung
Da Huaier in freier Wildbahn äußerst rar ist, blieb er lange schwer zugänglich. Erst Ende der 1970er-Jahre gelang es chinesischen Forschern, ihn unter kontrollierten Bedingungen in gleichbleibender Qualität zu kultivieren. Seitdem wird er in wachsendem Umfang für medizinische Anwendungen in der Onkologie und Immuntherapie gezüchtet. Dabei kommen sowohl Fruchtkörper als auch fermentiertes Myzel zum Einsatz.
Für Huaier gibt es zwei Zuchtformen:
- Fruchtkörper (China): Grundlage für Granulat-Präparate, z. B. von Gaitianli. Das Granulat wird in heißem Wasser aufgelöst und als Getränk eingenommen. Gaitianli ist der führende Hersteller auf dem chinesischen Markt, aber nicht der einzige Anbieter.
- Fermentiertes Myzel (vor allem in Japan verwendet, aber auch in China zunehmend verbreitet): Ausgangsstoff für Extrakte, die im Fermentationsverfahren gewonnen werden.
Das Herstellungsverfahren und Ausgangsmaterial beeinflussen die Zusammensetzung und Qualität der Wirkstoffe.

Das Myzel ist der vegetative Teil des Pilzes und für das Wachstum und die Nährstoffaufnahme verantwortlich. Es besteht aus einem dichten Geflecht von Hyphen (feine, fadenförmige Zellen), die sich verzweigen und im Substrat (Boden, Holz etc.) ausbreiten, nicht selten über sehr große Flächen. Die meisten Hyphen sind für das menschliche Auge unsichtbar. Im Gegensatz zum Fruchtkörper, den wir gewöhnlich Pilz nennen. Er stellt das sichtbare Fortpflanzungsorgan dar.
FAQ

Wo kommt Huaier natürlich vor?
Huaier (Vanderbylia robiniophila Murr.) bevorzugt subtropische Regionen. Wie sein wissenschaftlicher Name bereits andeutet, wächst er häufig an Robinien (Robinia pseudoacacia). Er besiedelt bevorzugt geschwächte oder sterbende Bäume und tritt anschließend als Saprobiont (Primärzersetzer) an totem Holz auf. In den Vereinigten Staaten wird er auch am Amerikanischen Zürgelbaum (Celtis occidentalis) gefunden, meist östlich der Rocky Mountains. In China und Asien findet man ihn außerdem am Japanischen Schnurbaum (Styphnolobium japonicum). Jedoch ist er in freier Wildbahn sehr selten und nur mit viel Glück zu finden.
Wie sieht Huaier aus?
Huaier ist ein flacher, halbrunder Baumpilz, der direkt am Stamm wächst, meist in Bodennähe. Sein Fruchtkörper ist oft dachziegelartig übereinander angeordnet. Junge Pilze sind weich, leicht behaart und hell gefärbt, wobei die Palette von Weiß über Ocker bis hin zu Rötlich-Braun reicht. Mit zunehmendem Alter wird der Pilz härter und dunkler, oft nimmt er eine graubraune Farbe an. Die Unterseite ist fein porig. Große Exemplare können beachtliche Maße erreichen und über 30 cm breit werden. Sie besitzen oft einen auffällig welligen Rand, was eine Unterscheidung von anderen Porlingen erleichtern kann.
Welche Teile des Pilzes werden medizinisch verwendet?
Medizinisch bedeutsam sind sowohl der Fruchtkörper als auch das Myzel. Der Fruchtkörper – das sichtbare, Sporen bildende Pilzorgan – dient als Ausgangsmaterial für die in China weit verbreiteten Granulat-Präparate. Das Myzel – das feine Geflecht des Pilzes im Substrat – kommt in fermentierter Form vor allem in Japan zum Einsatz.