Huaier in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Zusammenfassung: Huaier hat sich als Tonikum in der TCM etabliert, insbesondere im Rahmen der integrativen Onkologie. Bekannt ist der Vitalpilz vor allem als Fu-Zheng-Mittel zur Stärkung der Lebenskraft (Qi). In der modernen TCM-Praxis wird Huaier dem Funktionskreis Leber zugeordnet. Seine Anwendung erfolgt meist in Kombination mit anderen Heilpilzen und -pflanzen, abgestimmt auf das jeweilige Syndrom-Muster. In der chinesischen Onkologie ist Huaier heute ein fester Bestandteil der integrativen Krebstherapie.
Huaier zählt zur Gruppe der Fu-Zheng-Mittel
In der TCM ist Huaier unter dem Namen Huaiergu (华蟻菇) bekannt. Gesicherte Anwendungen sind bereits für die Tang-Dynastie (618–907) belegt. Überliefert ist sein Einsatz zur Stärkung von Qi und Blut sowie zur Harmonisierung der Funktionskreise Milz, Leber und Niere.
Huaier zählt zur Gruppe der Fu-Zheng-Mittel. Das sind Substanzen und Rezepturen, welche die „gesunde Energie des Körpers aktivieren“, also das körpereigene Abwehrsystem kräftigen und in Schwung bringen. Im Kontext der TCM ist Fu Zheng ein Konzept, das die Vitalfunktionen stärkt und pathogene Einflüsse abwehrt. Und so das Gleichgewicht zwischen gesundem Organismus und krankheitsverursachenden Faktoren wiederherstellt.
Der Begriff Fu Zheng stammt ursprünglich aus der Jin-Yuan-Dynastie und wurde später von modernen TCM-Ärzten zur Klassifikation immunstärkender Mittel wiederbelebt.

Die TCM versteht unter Funktionskreisen ganzheitliche Netzwerke, die körperliche, emotionale und geistige Prozesse umfassen. Sie sind eng mit den fünf Wandlungsphasen verbunden und werden in Organe des Yin (Zang) und Yang (Fu) unterteilt. Die Kreise kommunizieren über Meridiane miteinander. Ein Ungleichgewicht in einem Funktionskreis kann weitreichende Auswirkungen haben. Daher zielt die TCM darauf ab, die Balance zwischen den Kreisen wiederherzustellen.
Der Heilpilz wirkt im Funktionskreis Leber
In der modernen TCM wird Huaier häufig mit dem Funktionskreis Leber in Verbindung gebracht. Er soll „Leber-Feuer“ besänftigen, innere Hitze reduzieren und Blut-Stagnationen lösen; gleichzeitig aber auch die Mitte stärken und das Milz-Qi tonisieren. Dies entspricht einem Einsatz bei chronischer Müdigkeit, wiederkehrenden Infekten, Abwehrschwäche, Menstruationsbeschwerden und tumorassoziierten Symptomen.

In der TCM steht die Leber für den freien Fluss von Qi und Blut, emotionale Balance und Entgiftung. In der Praxis ist „Leber-Qi-Stagnation“ das häufigste Leber-bezogene Syndrom-Muster. Störungen äußern sich zum Beispiel in Gereiztheit, Verdauungsproblemen, Zyklusunregelmäßigkeiten oder muskulären Verspannungen.
Individuelle, auf Syndrom-Muster abgestimmte Rezepturen
Huaier kommt in der TCM fast nie allein zum Einsatz. Kennzeichnend ist die Einbettung in komplexe Rezepturen mit Heilpilzen und -pflanzen, die individuell auf das Syndrom-Muster der Patientinnen und Patienten abgestimmt werden, um synergistische Effekte zu erzielen.
Heute wird Huaier in China verstärkt in der integrativen Krebstherapie eingesetzt – postoperativ sowie begleitend zu Chemotherapien und Bestrahlungen. Huaier ist dort offiziell als adjuvantes Therapeutikum in der TCM-Onkologie zugelassen, zum Beispiel bei Leber- und Brustkrebs. Ziel ist es, die Wirksamkeit der Behandlung zu verbessern, Nebenwirkungen (Übelkeit, Müdigkeit, Immunsuppression) zu lindern, das Immunsystem zu stabilisieren, die Erholung nach Operationen zu fördern und das Risiko von Rezidiven und Metastasen zu verringern.
Typische Kombinationen für Huaier bei Krebs:
- Astragalus (Huang Qi): Eine der wichtigsten Qi-Tonika in der TCM, bekannt für seine immunstärkenden Eigenschaften. Wird bei Krebspatienten oft zur Verbesserung der „gesunden Energie des Körpers“ sowie zur Unterstützung des Immunsystems eingesetzt.
- Ganoderma lucidum (Reishi): Der Pilz hat immunmodulierende, entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften. Insbesondere während Chemo- oder Strahlentherapien soll Reishi das Immunsystem stärken und die allgemeine Widerstandsfähigkeit des Körpers verbessern.
Diese Kombinationen zielen sowohl auf Qi-Stärkung als auch Immunmodulation und Blutregulation – beides zentrale TCM-Konzepte bei Tumorbehandlung. Ebenfalls in Frage kommen die Vitalpilze Cordyceps (der in der TCM auch zur Unterstützung von Lunge und Niere verwendet wird), Shiitake und Maitake sowie die Heilpflanzen Astragalus und Ginseng. Die genaue Kombination hängt von der individuellen Diagnose, der Art des Krebses und den begleitenden Symptomen ab.
FAQ

Was ist ein Syndrom-Muster?
Das Syndrom-Muster ist ein zentrales Diagnosekonzept der TCM. Es geht weit über eine bloße Symptomliste hinaus und stellt eine umfassende Analyse des individuellen Ungleichgewichts im Körper dar. Dabei berücksichtigt die TCM die Art der Disharmonie (wie Fülle, Leere, Kälte oder Hitze), ihre Lokalisation in Funktionskreisen und Meridianen sowie deren Ursachen und Zusammenhänge. Das Syndrom-Muster, beispielsweise ein „Milz-Qi-Mangel“, bildet die Grundlage für eine maßgeschneiderte Therapie, die darauf abzielt, die körpereigene Balance wiederherzustellen.
Welche Rolle spielt Huaier in China?
In China ist Huaier ein Bestandteil der integrativen Onkologie. Er wird begleitend zu konventionellen Krebsbehandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapie eingesetzt. Chinesische Ärzte nutzen Huaier, um die Wirksamkeit der Haupttherapie zu unterstützen, Nebenwirkungen zu mindern und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Die Anwendung basiert auf langjähriger klinischer Erfahrung und einer Reihe von Studien, die seine antitumorale und immunmodulierende Wirkung unterstreichen.
Gibt es Parallelen zwischen der TCM und Huaier-Forschung?
Ja, die Schwerpunkte der Huaier-Forschung stimmen in vielerlei Hinsicht mit den grundlegenden Prinzipien der TCM überein, auch wenn sich die Terminologie und Analysemethoden unterscheiden: Die Forschung liefert die molekularbiologischen und pharmakologischen Erklärungen für viele Effekte, die in der TCM seit Jahrhunderten beobachtet wurden. Sie übersetzt ganzheitliche TCM-Prinzipien wie Fu Zheng (Stärkung der Vitalfunktionen) in messbare physiologische und zelluläre Prozesse und untermauert somit die rationale Basis für die traditionelle Anwendung von Huaier in der modernen Onkologie. Fu Zheng wird im Kontext der Forschung häufig mit der Modulation des Immunsystems (z. B. über T-Zellen, NK-Zellen, Zytokine) in Verbindung gebracht.